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Zeichnung
von Oswald Köberl |
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Und
es bewegt sich doch
Also
- dass dieses Ding
"Automobil"
heißt, was soviel wie "Sich-von-selbst-Bewegendes" bedeutet,
das
scheint mir sehr unbegründet. Ein Automobil mit Charakter
verlangt
vom Fahrer unzählige Bewährungsproben, ehe es ihm
seine Gunst
schenkt und sich bewegt.
Ich
erinnere mich da an mein erstes Auto, ein rührendes
kleines
Blechhäufchen, das damals, als ich es erwarb, gerade das
kindliche
Alter von zehn Jahren erreicht hatte. Grau war es, mit braunen Tupfen.
Niemand durfte sich unterstehen, dieses ebenso auffällige wie
aparte Muster als Rost zu bezeichnen.
Es
war ein Kombi. Hinten hatte er zwei Türen, die niemals
richtig
schlossen. Die Ladefläche hatte ich auf primitive Weise mit
ein
paar Holzfaserplatten in eine Sitzbank verwandelt. Sie tat ihren Zweck,
und das genügte mir. Ich konnte stolz meine Verwandtschaft
ausführen. Die im Fond Sitzenden genossen sogar einen Vorzug:
Durch den Knick des Bodenblechs unter der Bank, an dem der Zahn ein
wenig kräftiger genagt hatte, öffnete sich ein weiter
Blick
auf die Landstraße - ein "Extra", das heutzutage wohl nur
wenige
Firmen anzubieten haben.
Steigungen
scheute ich. Wenn sie nämlich länger als
zweihundert Meter waren, blieb das Gefährt stecken, und ich
war
auf fremde Hilfe angewiesen. Der erste meiner Retter band ein Seil an
die vordere Stoßstange. Seidem mußte ich ohne
Stoßstange auskommen.
Doch das Innenleben dieses Autos hätte jeden Psychiater
entzückt. Empfindsam reagierte seine Seele auf jede
Kleinigkeit, ausgenommen Gaspedal oder Bremse. Welch
ängstlich-freudiges Zittern bebte durch seinen ganzen
Körper, wenn es ihm bei günstigen astrologischen
Konstellationen einmal gelungen war, ein höheres Tempo zu
erreichen! Vor Erregung wollten sich die Vorderräder
dann schier selbständig machen, und gewaltige Qualmwolken
hinderten als Tarnkappe jedes andere Gefährt an der
Verfolgung. Der Ölverbrauch lag übrigens nur wenig
unter dem Benzinverbrauch.
So
nimmt es nicht wunder, daß das kapriziöse Wesen
immer wieder
durch allerlei nette Einfälle die Aufmerksamkeit auf sich zu
lenken verstand. Ein kochender Kühler, berstende
Kolbenböden,
undichte Zylinderkopfdichtungen und ähnliche
Überraschungen
sicherten dem teuren Vehikel meine stets wache Fürsorge und
gleichzeitig den nimmermüden Werkstätten ihre Arbeit.
Doch dann entschädigten mich wieder jene Augenblicke, in denen
ich dankbar seufzte: "Und es bewegt sich doch!"
Und in einer begreiflichen Assoziation taufte ich das... war es
eigentlich ein Auto?... nun, ich taufte das Ding eben Galilei.
Dem Gedächtnis meines lieben Galilei, der wohl schon lang im
Autohimmel weilte, weihe ich dieses Buch, ebenso widme ich es aber auch
allen Leidensgenossen, die ähnliche Sorgen durchstehen
müssen
und in ähnlicher Dankbarkeit immer wieder aufatmen:
"Und es bewegt sich doch!"
Mit freundlicher Genehmigung -
© Oswald
Köberl
- Und es bewegt sich doch -
Das Buch zum Autofahren, Wort und Welt Verlag Innsbruck 1976
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